- Böhmische Brüder
- Mährische Brüder
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Böhmische Brüder,Mährische Brüder, aus den Hussiten im 15. Jahrhundert hervorgegangene religiöse Gemeinschaft in Böhmen, die sich 1467 von der römischen Kirche trennte. Die Böhmischen Brüder suchten das ganze Leben aus dem Geist des Urchristentums zu erneuern, sie verwarfen den Eid, den Kriegsdienst und die Übernahme öffentlicher Ämter. Um 1500 zählten sie 100 000 Mitglieder. Hart verfolgt, besonders in der Reformationszeit, wanderten ganze Gemeinden nach Schlesien und Polen aus. In Polen gingen sie 1570 mit den Reformierten die Vereinbarung von Sandomierz ein, während die in Böhmen Verbliebenen sich 1575 mit den Lutheranern zusammenschlossen (Confessio Bohemica). 1609 gewährte ihnen der Majestätsbrief Rudolfs II. Religionsfreiheit, aber nach der Schlacht am Weißen Berg (1620) mussten die Böhmischen Brüder ihre Heimat verlassen (Brüdergemeine). Nach Erlass des Toleranzpatents Josephs II. (1781) konnten die Gläubigen, die die Lehre der Böhmischen Brüder bewahrt hatten, in Böhmen, Mähren und Schlesien Gemeinden helvetischen (reformierten) oder Augsburger (lutherischen) Bekenntnisses bilden. Ihre organisatorische Vereinigung unter dem Dach einer Kirche wurde jedoch erst 1918 möglich; heute »Evangelische Kirche der Böhmischen Brüder« in der Tschechischen Republik mit rd. 165 000 Mitgliedern.
Universal-Lexikon. 2012.